Re: Der Fall
Geschrieben von Parivadi das am 08. August 2005 04:22:47:
Als Antwort auf: Re: Der Fall geschrieben von Yajuh am 06. August 2005 22:06:
Lieber Yajuh!
Ich fühle mich von Dir echt falsch verstanden. Erstens habe ich keinen rausgeworfen und zweitens habe ich mehrmals betont, dass es um Übung geht, das heißt um ein Bemühen in die richtige Richtung. Die Bemühung zählt.
Also nochmal zum Vegetarismus: Zivilisiertes Leben bedeutet, dass man auf Tierleichen verzichtet. Wenn dies aber irgendwie nicht klappen sollte, dann kann man sich in dieser Richtung bemühen. Dies gilt für alle Bereiche.
Was soll man aber sagen, wenn sich jemand nicht bemühen möchte. Leben bedeutet doch immer "Bemühung". Wir bemühen uns so emsig, alles mögliche zu bekommen, was ist also falsch an dem Rat, sich um glückverheißende Dinge zu bemühen?
>Hi Parivadi!Auch in Dir scheint die Aggression noch nicht ganz verschwunden zu sein...:)<
Ich weiss zwar nicht, in welchem Zusammenhang das jetzt steht, aber ich bin sicher reizbar.
>Ich bin mir nach deiner Predigt sicher, dass Du selbst auch keine Ahnung hast, was im Herzen anderer vor sich geht. Und scheinbar bist Du auch nicht so weit gekommen Dich nicht immer angegriffen zu fühlen.<
Ja, da muss ich sicher auch noch viel dazu lernen. Allerdings - das muss ich Dir ehrlich sagen - habe ich mich nicht angegriffen gefühlt. Da liegst Du mit Deinem Einfühlungsvermögen, was mich betrifft, daneben.
>Liebe kann man nicht erzwingen. Ist jemand nicht so weit alles aufzugeben, sollte man ihn nicht auch noch ganz entmutigen, indem man ihm das Gefühl gibt<
Ich kann mich nicht erinnern, jemanden aufgefordert zu haben, alles aufzugeben.
>"Du bist gefallen oder nichts mehr Wert!" Ermutigung findet hauptsächlich durch "Einfühlungsvermögen" statt.<
Mein Einfühlungsvermögen lässt sicher viel zu wünschen übrig. Ein öffentliches Forum kann jedoch die Psychatrie nicht ersetzen. Es dient eher dazu, klare Akzente zu setzen. Wer einen gefühlvollen Austausch sucht, sollte telefonieren, das Gegenüber direkt aufsuchen etc. Texte können niemals diese zwischenmenschlichen Komponenten ersetzen.
>Um bei Beispielen zu bleiben: Eltern müssen viel Geduld haben. Krischna hat wie bei allem die größte Geduld, das größte Einfühlungsvermögen und die größten Möglichkeiten (größer als Dein Predigen).<
unbestritten!
>Wer gibt Dir eigentlich das Recht jemanden auszuschließen oder den Fortschritt zu beurteilen, wenn Du nicht mal Deinen eigenen klar definieren kannst?!<
Wen habe ich wovon ausgeschlossen? Wessen Fortschritt habe ich beurteilt. Der einzige Punkt war, dass etwas nicht stimmt, wenn keine Bemühung vorhanden ist. Nicht mehr und nicht weniger! Das betrifft im übrigen auch mich selbst.
>Soll ein Anhaltspunkt zur eigenen Reflexion sein.
Für mich steht fest, dass der Samen des "echten hingebungsvollen Dienstes" in den ehrlichen Vaisnavas schlummert und ganz plötzlich und unerwartet aufgeht, jedoch bei anderen die nur an der Oberfläche schwimmen und Sinnenfreude im kontrollieren und Philosophieren (Zwecks Selbstverherrlichung) finden oder dem exotischen/ esoterischen / indischen lange zeit an der Oberfläche kleben bleiben. Wer tatsächlich Liebe zu Krischna verspürt, dem sind alle materiellen Genüsse gleich- stimmt- BG "...Wer einen höheren Geschmack erfährt..." Da der Geschmack noch nicht erfahren wurde, kann man auch nicht künstlich entsagen. BG: man soll die Überseele nicht unnötig durch falsche Entsagung quälen.
BG: Sollte ein Vaisnava mal fallen, sollte er immer noch als heiliger betrachtet werden ( warum, weil grundsätzlich sein Herz am rechten Fleck ist).
Leider nehmen viele diesen teil nicht so ernst und bilden sich ein, einen höheren Geschmack bereits gekostet zu haben und sind bereit alles aufzugeben. Dann kommt das große Erwachen und Frustration, weil da doch noch so viele Wünsche sind und die Sinne außer Kontrolle geraten. Für Krischna ist auschließlich das Herz entscheident und nicht der Vorgang.
BG: Solltest Du nicht in der Lage sein spontanen hingebungsvollen Dienst zu entwickeln, dann versuche es mit Regeln und Regulierungen und wenn das auch nicht klappt dann opfere Deine Tätigkeiten, Deine Gedanken usw.<
Ja, wir vertreten diese Philosophie hier, danke für die Zusammenfassung!
>Im Raumschiff "Enterprise" ist mehr platz als Du hier präsentierst und es gibt keine größere "Sünde", als andere in ihrem Versuch sich Krischna zu nähern zu entmutigen oder mit Worten rauszuschmeißen.<
Ich kann mich nicht erinnern, irgend jemand hier rausgeschmissen zu haben.
>Leider hast Du recht damit, dass das Wort "Liebe" mißbraucht wird, aber genauso "Bhakti", "Swami", "Guru", "ISKCON"<
Klar, jeder Begriff lässt sich missbrauchen!
>Ich arbeite im Krankenhaus und habe viel vom Leben und Tod gesehen.
Ich habe gesehen wie ein altersdementer Mensch nicht mehr essen und trinken will, um sterben zu dürfen.- - Menschen die jahrelang im Bett sterben.- Deine Entsagung wird schon kommen...<
Ja, mit Sicherheit!
>Übrigens war Hitler auch Vegetarier und ganz und gar nicht .. Du weißt schon.
Es wirkt auch ein wenig lächerlich, dass Zitate von Materialisten so eine universelle Bedeutung erhalten : Wie mit Schlachtfeldern und Schlachthöfen
Dafür gibt es keinen wissenschaftlichen und auch keinen realen Beweis.
Krieg gab es auch in der vedischen Zeit.
Das Jesus Vegetarier sein soll scheint mir nach meinen Bibelstudien völlig absurd und an den Haaren herbei gezogen.
Wo ich völlig übereinstimme ist die Tatsache, dass man irgendwann den Punkt erreichen sollte sich von Anhaftung, Angst und Zorn zu lösen. In meinem Herzen hat Govinda auf jeden Fall Platz genommen und es wird der Tag kommen wo ich mich von allem zurückziehe und mich "ganz" in hingebungsvollen Aktivitäten vertiefe!!!!!!!!
Um diesen Schritt tun zu können muß echtes Vertrauen da sein und nicht nur pseudo Verwirklichungen.<
Ja, das stimmt.
>Um mal eine Kritik loszuwerden: Was aus mir geworden ist, darum hat sich keine ISKCON oder Devotees in den letzten 10 Jahren geschert.- Das ist natürlich sehr fürsorglich.- Man wird allzuschnell aus dem Kreis der ISKCON verbannt... als gefallen angesehen ... im Extrem als Dämon oder Guruoffender (was mir passiert ist). besonders friedliebend ist das nicht und ganz und gar nicht Vaisnava gerecht. Daran muß ganz stark gearbeitet werden und Titel wie "Swami" aberkannt, wenn jemand Haus und Bankkonto besitzt.<
Möglicherweise könnte es auch ein wenig an Dir selbst liegen, wenn Deine ehemaligen Kontakte zu Devotees sehr schwach sind. Ich habe durchaus viele Kontakte zu ehemaligen Menschen, die vormals intensiver in der ISKCON tätig waren. Ich kenne Dich ja auch schon vom Beginn meines Engagements und ich fand Dich immer sympatisch; möglicherweise eine einseitige Angelegenheit! Es ist ja heutzutage auch nicht so einfach, alle Kontakte gleichmäßig zu pflegen. Man muss da schon Schwerpunkte setzen, also jedenfalls tue ich das in meinem Leben. Was den Lebensstil von Swamis betrifft, so kann man sicher unterschiedlicher Meinung sein. Ich halte die Pauschalaussage aber für wenig aussagekräftig.
>Du kannst den letzten Teil gerne unveröffentlich lassen, wenn er Dich stört.<
Deinen Unmut kann ich zu einem Teil verstehen, aber ich glaube, dass hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Das ist jedoch in dieser Welt wiederum eine allgemein zu beobachtende Tendenz.
>Vegetarismus ist keine Qualifikation, um Hare Krischna chanten zu dürfen!!!<
Das wurde hier in diesem Forum nie behauptet!
>Man kann aber jemanden davon abbringen Hare Krischna zu chanten, wenn man fälschlicherweise daraus eine Qualifikation macht (wäre ein Vergehen gegen den heiligen Namen). Ich glaube der freie Wille/ die eigene Entscheidung ist wichtiger im spirituellen leben, als gesellschaftlicher Zwang. Zum anderen ist es nur natürlich, dass Vaisnavas in den Schriften zu unterschiedlichen Meinungen kommen. Selbst Prabhupadas Auslegung ist nicht unanfechtbar. Nimai Pandit konnte aus einer Silbe hunderte von unterschiedlichen Bedeutungen herausfiltern und sich zum Schluß selbst wiederlegen.<
Vegetarismus ist sicher keine absolute Qualifikation! Da sind wir uns einig. Dennoch bleibe ich dabei, dass der Grundsatz der Gewaltlosigkeit einer der wichtigsten religiösen Grundsätze ist, an dem man nicht rütteln sollte, gerade in einer so gewalttätigen Welt. Wenn Du das im Zusammenhang mit dem Fleischessen anders siehst, so ist dies Dein Recht. Wir müssen das vor Gott immer selbst verantworten.
>Fazit: Wir haben Krischna und Bhakti noch lange nicht verstanden...<
Das wäre ja auch langweilig, wenn wir alles schon verstanden hätten! Der Weg des Krishna-Bewusstseins ist unermesslich ekstatisch.
Anandam-buddhi-vardhanam: ein stets anschwellender Ozean der Glückseligkeit!
>Ich danke Dir das Du meine Mail trotz unterschiedlicher Auffassung veröffentlichst.<
Meinungsvielfalt ist unter Hare-Krishna-Devotees etwas ganz natürliches. Wir sind ja keine Bhakti-Roboter.
Dein Diener
Parivadi das