Re: Fragen zur Gottheit Indra
Geschrieben von Berghof am 22. August 2005 05:53:
Als Antwort auf: Fragen zur Gottheit Indra geschrieben von michael am 20. August 2005 11:42:
Die Gottheit Indra ist der Führer der himmlischen Heerscharen.
Geschlecht: eindeutig männlich
Zusammenhang mit Babalon: Nicht vorhanden.
Machtbefugnis: Regen, Donner, Blitz, Kampf gegen gottlose Elemente (asuras) im Universum.
Licht und Schattenseite im Hinduismus: Das Wort Hinduismus ist eine Neuschöpfung, die sich nicht im vedischen Schrifttum findet. Als Vaishnavas sind wir Anhänger der vedischen Kultur, nicht des Hinduismus. Viele "Hindus" sehen es ähnlich... Sie nenen sich nicht selbst hindus sondern anhänger des snatan dharma, der Religion an sich. - Gibt es also die Idee von Licht und Schatten in der vedischen Literatur ? Sicher. Es kommt darauf an, in welchem Zusammenhang du diese Frage siehst. (.. spirituelle und materielle Welt usw. oder.... ?)
Wahrscheinlich fragst du nach der Ambivalenz bzw. der zwiespältigen Natur von bekannten Gottheiten wie Indra (?): Ja, die gibt es. Aber nicht in dem Zusammenhang von Zweigeschlechtlichkeit oder zwittertum , wie in moderner Zeit einige spekulieren. Das wäre eine grob spekulative ansicht.
König Indra ist tatsächlich manchmal ein klassisches Beispiel für Ambivalenz, denn er ist sehr fromm und ein großer Diener der Höchsten Persönlichkeit Gottes Visnu, aber manchmal wird er auch scheinbar von sinnlichen Wünschen oder Stolz aufgrund von Leidenschaft hinweggetragen. Er kommt aber immer wieder zu Sinnen und verbleibt nie im unbeherrschten zustand. Man sollte König Indra sehr respektieren, denn er ist sehr fortgeschritten in seinem Bewusstsein und hat das große Glück, immer wieder Krishna ion seinen Inkarnationen zu begegnen.
In den Veden wird unterschieden zwischen den rein spirituellen Gottheiten, die direkte Erweiterungen Gottes sind, wie Visnu - und den Gottheiten wie Indra und Brahma , die als devas oder Halbgötter bezeichnet werden und im Dienste Gottes Aufgaben in der Ordnung des materiellen Universums übernehmen, wie z. B. die Lenkung der Naturelemente. Indra ist der Führer der Halbgötter im materiellen Universum ( etwa gleichbedeutend mit Jupiter/Zeus/Thor) und deshalb manchmal stark mit Leidenschaft in Berührung. Aber er fügt sich auch dem ältesten Halbgott Brahma (Odin/Wotan) in der materiellen Welt. Diese Halbgötter, einschl. Indra sind sterblich, laut der Bhagavad gita ( abrahma bhuvanal loka...) Jedes Lebewesen kann nach Aussage der Veden im Kreislauf der Reinkarnation durch fromme Handlungen zu einem führenden Halbgott wie Indra werden. Aber niemand kann zu Gott oder zu einer von Gottes völlig spirituellen, allmächtigen Inkarnationen werden. Gott ist immer Gott. Er wird nicht zu Gott.
Indra repräsentiert also innerhalb der materiellen Welt den Träger des Donnerkeils, der die materielle Fruchtbarkeit und das Wachstum fördert und Unfrömmigkeit bekämpft. Visnu hingegen repräsentiert Krsnas spirituelle Macht im Universum ( bei den Germanen manchmal in der ewigen Gottheit Finbultir angedeutet), und Visnu ist der ewige Erhalter.
Die Texte , die versuchen, Indra auf die von Dir genante Art zu interpretieren, sind, wie Du richtig erkannt hast, nicht fachkundig sondern spekulativ und beruhen zum großen Teil auf einer Mischung von populären Annahmen, ohne detaillierte Kenntnis der relevanten Schriften.
Zuverlässige Informationen zu Indra finden sich im Srimad-Bhagavatam, besonders im 4. Canto (Geschichte von König Prithu !), im 6. Canto Indra und Vritrasura) und am Anfang des 10.Canto. Erhältlich in allen Iskcon-Tempeln.
Zusatzinfo:
Dass Indra einmal im Rahmen eines Erlebnisses dazu verdammt wurde, am ganzen Körper Vaginas zu bekommen, ändert nichts an seiner Männlichkeit, auch wenn manche ( selbst manche westliche Religionswissenschaftler) dadurch in neuerer Zeit zu wildetsen Spekulationen verleitet wurden. Immerhin haben sich in der gleichen Story durch eine Segnung gleich danach alle diese Vaginas in Augen an Indras Körper umgewandelt, die wiederum eine Präsentation der erhabenen Göttlichkeit darstellen. - Der eigentliche Sinn der Geschichte ist der, das selbst ein frommer Mensch oder Gottgeweihter im Laufe seiner Pflichterfüllung manchmal unabsichtlich zu Fall kommen mag oder der schande ausgesetzt wird, dass er aber dennoch schnell wieder erhoben wird und die Angriffe der Sinnlichkeit und Leidenschaft oder angriffe durch neidische Menschen durch Gottes Gnade überwindet, wenn er aufrichtig ist.
In dem Sinne kann man von Licht und Schatten sprechen als dem Kampf zwischen den Verlockungen mayas d.h. der materiellen Illusion und unserer höheren, spirituellen Natur.
Laut Bhagavad Gita gibt es im Menschen die höhere, spirituelle Natur und die niedrige Seite unseres Selbst. Um praktisch zu werden - Frage Dich immer selbst, welchen von beiden Du jetzt folgst, dem höheren oder dem niederen Selbst.
Die höhere Seite unseres Selbst ist unsere -wirkliche- naturgemäße ewige Natur, die voller unbegrenzter Freude und transzendental ist. Sie ist dei eigentkliche Lebenskraft und der ursprung aller Freude. Die andere Seite ist unsere pervertierte Natur, die wir durch die Abwendung von Gott entwickelt haben und sich in Begierden und Leiden ausdrückt. Je mehr wir der niederen Natur nachgebe, desto länger müssen wir leiden.
Ein Gottgeweihter zu werden bedeutet also, der illusionierenden Energie den Krieg zu erklären. Dieser Kampf kann meist nicht an einem Tag gewonnen werden sondern dauert ein ganzes Leben. Aber wenn man sich einmal ernsthaft Krsna hingibt wird man von Ihm beschützt. Dennoch sollte man des Unkraut bzw. die Monster des Stolzes und der Egozentrik nicht weiter bewässern... Dies kann man im Christentum auch manchmal sehr schön in den Statuen des Drachentöters verbildlicht sehen - der Kampf zwischen dem höheren und dem niederen Selbst.
Dein Onkel und Ratgeber Dr. Berghof
(Fragen Sie Dr. Berghof)
>Zum anderen der Zusammenhang von "Indra" (Schöpfung der Zusammenhänge und der Reflektionsexistenz) und "Babalon" (Begrifflichkeit des Okkultistischen ähnlich Fluss des Lebens bzw. Lebensenergiequell)- Gibt es diesen Zusammenhang, Kann man ihn herstellen und wenn dann wie?
>Gibt es für Babalon ein Äquivalent im Hinduismus? Ist im Hinduismus so etwas wie eine Licht und Schattenseite vertreten?
>Und sind die Inhalte die ich dargestellt habe richtig oder ein Irrtum, sprich der mir vorliegende Text dem ich das entnommen habe basiert auf Missverständnisen?
>mit freundlichen grüssen
>michael