Re: Mitglied

Krishna-Bewusstsein

Geschrieben von Parivadi das am 11. Juni 2007 11:38:24:

Als Antwort auf: Re: Mitglied geschrieben von Dr. Feelgood am 06. Juni 2007 07:38:

Dem Beitrag möchte ich im wesentlichen beipflichten. Es stimmt: Die ISKCON führt weder bundesweit noch international noch auf europäischer Ebene Mitgliederlisten. Daher kann nur geschätzt werden. Ich bin im schätzen schon immer schlecht gewesen. Daher enthalte ich mich der Stimme, was die Zahlen anbelangt. Es gibt aber immer mehr lokale ISKCON-Zentren, die genau aufzeichnen, wer zur jeweiligen örtlichen ISKCON-Gemeinde zählt. In Deutschland wird man ISKCON-Angehöriger, indem man sich einer lokalen ISKCON-Gemeinde anschließt. Wir verwenden das Wort Angehöriger lieber als das bürokratisch klingende Wort "Mitglied", obwohl es auf das gleiche hinausläuft. Der ISKCON-Gründer His Divine Grace A.C. Bhaktivedanti Swami Prabhupada, formulierte bei der Gründung unter anderem folgende Ziele:

"3. Die Mitglieder der Gesellschaft sowohl einander als auch Krishna, dem Höchsten Wesen, näher zu bringen und so bei den Mitgliedern wie auch in der gesamten Menschheit die Sicht zu kultivieren, dass jede Seele ein Bestandteil Gottes mit den gleichen Eigenschaften wie Er ist."

...

weiter:

"6. Die Mitglieder näher zusammen zu bringen, mit dem Ziel, einen einfacheren und natürlicheren Lebensweg zu lehren."

Shrila Prabhupada sprach also von den Mitgliedern der ISKCON, die wir jetzt lieber Angehörige nennen wollen. Das Wort Mitglieder ist ja auch nur eine Übersetzung des Wortes "members" aus dem englischen, wie diese Ziele ursprünglich formuliert worden waren.

Ich wurde im November 1988 Angehöriger der ISKCON, indem ich mich der ISKCON-Gemeinde Heidelberg anschloss. Ein Anhänger von Shrila Prabhupada bin ich seit 1977. Ein Anhänger einer Richtung ist nicht unbedingt ein Angehöriger. Ich mag z. B. den Papst gut finden, jedoch bin ich dann noch lange kein Katholik. Ich mag Shrila Prabhupada gut finden. Das macht mich nicht automatisch zu einem ISKCON-Angehörigen. Wir mögen verschiedenste Dinge gut finden, aber wir können natürlich nicht auf allen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Ein Angehöriger einer Gemeinschaft hat bestimmte Pflichten gegenüber der Gemeinschaft, während ein Anhänger solche Pflichten nicht hat. Das ist ein klares und eindeutiges Unterscheidungsmerkmal.

Die ISKCON ist eine Hare-Krishna-Gemeinschaft und hat deshalb natürlicherweise auch Angehörige (oder juristisch-bürokratisch gesehen Mitglieder) und Anhänger (Freunde, Gönner etc.). Da die ISKCON noch relativ jung ist, wurden diese Unterscheidungen bisher noch nicht bis ins Detail definiert, jedoch gibt es jetzt ernsthafte Bestrebungen auf internationaler ISKCON-Ebene, in einer auszuarbeitenden ISKCON-Verfassung genauere Ausarbeitungen zu machen. Shrila Prabhupada wollte geordnete Strukturen für die ISKCON, wie man an den von ihm formulierten Zielen bei der Eintragung der ISKCON in New York 1966 ablesen kann.

Die ISKCON wird im allgemeinen als Teil des Hinduismus verstanden, jedoch kennt der Hinduismus viele viele viele Spielarten, so ähnlich wie wir das von den Christen, Muslimen, Buddhisten usw kennen. Spezifische Gemeinschaften innerhalb dieser Bereiche sind eine natürliche und notwendige Tatsache, denn was wäre spirituelles Leben ohne verlässliches Gemeinschaftsleben? Der Hinduismus ist also keine Ausnahme in dem Sinne, dass er keine Mitgliederlisten kennt. Genausowenig kennen z. B. DIE CHRISTEN Mitgliederlisten. Es gibt viele viele Anhänger von Jesus Christus, die nirgends registriert sind. Ich bin z. B. in diesem Sinne auch ein Christ, aber eben kein Katholik. Ich finde Jesus gut, aber das reicht nicht aus, einer spezifischen Gemeinschaft anzugehören. Genauso ist es bei den Hindus auch. Ich mag Shri Krishna oder Shrila Prabhupada gut finden und sogar hinduistische Rituale praktizieren, das macht mich jedoch nicht zu einem Angehörigen einer spezifischen Gemeinschaft.

Wir müssen also unterscheiden zwischen Angehörigen einer spezifischen Gemeinschaft und der Tatsache, dass man dann zu einer bestimmten übergemeinschaftlichen Richtung gezählt wird. Was kann ich z. B. machen? Die Religionswissenschaftler zählen mich zu den Hindus dazu, weil ich ISKCON-Angehöriger bin. Da kann ich nichts machen, und ich habe auch nichts dagegen, denn vieles, was als Hinduismus definiert wird, finde ich gut und manches auch nicht. Genauso wird es z. B. einem Anghörigen einer spezifischen muslimischen Gruppe gehen, der nicht alles gut finden wird, was allgemein mit Muslimen in Zusammenhang gebracht wird.

Man muss also unterscheiden zwischen übergemeinschaftlichen Phänomenen wie Hinduismus, Christentum, Muslimen etc. und den spezifischen Gemeinschaften, die ihr eigenes Selbstverständnis haben. Was die übergemeinschaftlichen Definitionen angeht, so werden diese meist von "Schulwissenschaftlern" herausgegeben, die oft gar keiner Gemeinschaft angehören. Sie untersuchen die Phänomene mit eigens zusammen gezimmerten Methoden. Es ist daher nicht zu erwarten, dass man unumstrittene überbegriffliche Definitionen erhalten wird, denn jeder Wissenschaftler kommt mit seinen Methoden auf andere Ergebnisse. In einer spezifischen Gemeinschaft hingegen gibt es ja Strukturen, die eine verbindliche Definition möglich machen.

Eine ganz andere Frage ist natürlich die, was es denn bringt, sich als einen Angehörigen einer Gemeinschaft bezeichnen zu können. Das ist dann schon wieder ein ganz anderes Thema. Hier würde ich unterscheiden zwischen äußerlicher Zugehörigkeit und innerer Teilhabe am gemeinschaftlichen Geschehen, wobei das sicher nicht vollständig voneinander getrennt werden kann. Außerdem gibt es immer auch verschiedene Grade der Zugehörigkeit. Man kann passives Mitglied eines Fußballvereins sein, das seinen Beitrag leistet, aber man kann auch jedes Wochenende als Spieler zur Verfügung stehen. Diese Dinge gibt es natürlicherweise in jeder Gemeinschaft. Im Grunde - finde ich - sind die meisten Phänomene so natürlich wie das Leben selbst. Die meisten dieser Phänomene lassen sich überall vorfinden. Selbst in einem Ameisenhügel gibt es eine Ordnung mit Königinnen, Arbeitern, Soldaten etc.

Ich muss zugeben, dass mich dieses Thema brennend interessiert. Bitte entschuldigt daher die Eindringlichkeit des Textes und die Mängel, die er enthalten mag! Würde mich über jede konstruktive Wortmeldung diesbezüglich freuen; gerade auch deshalb, weil wir uns in ISKCON verstärkt Gedanken dazu machen!

Euer Diener
Parivadi das

>> * Wie viele Mitglieder gibt es ?
>Diese Fragen sind nicht ganz einfach zu beantworten. Ich will es dennoch versuchen:
>
>Krishna-Bewusstsein ist nicht von einer Mitgliedschaft abhängig. Wichtig ist nur, ob man das Wissen des Bhakti yoga tatsächlich anwendet.
>Es gibt im strikten Sinne keine eigentliche Mitgliedschaft, da es nicht Anliegen der iskcon ist, Menschen von bestimmten Konfessionen weg zu bringen und möglichst viele Menschen zu Anhängern zu bekehren. Iskcon sieht sich also nicht als Konfession, die im Wettstreit mit anderen Konfesssionen steht sondern eher als Trägerin einer spirituellen Erkenntnis bzw. fortgeschrittenen theologische Wissenschaft, die sich in einfachen Ansätzen in allen Hauptreligionen der Welt finden lässt aber erst durch das umfassende und präzise Wissen der Veden weiter entwickelt.
>Iskcon ist natürlich in den meisten Staaten der welt entweder als verein oder spirituelle Gesellschaft oder auch kirchenähnliuche Gemeinschaft registriert und hat deswegen auch einige registroierte Mitglieder. Aber die meisten Anhänger der iskcon sind nicht offiziell registriert.
>Dennoch haben wir natürlich nach groben Schätzungen Zahlen, die ich anbieten kann:
>
>A) weltweit:
>1. Anhänger, die in den etwa 380 Haupt-Zentren der iskcon weltweit leben:
>etwa 10.000
>
>2. Gemeindemitglieder dieser 380 Zentren und etwa 2.000 Nebenzentren ( nama hattas ) , die sich weltweit aktiv mit einbringen ( gelegentliche Priester-Dienste, Predigen, regelmäßgige Teilnahme an Programmen und substantielle Unterstützung): etwa 200.000 aktive Gemeindemitglieder weltweit
>3. breiterer Freundeskreis der iskcon (Menschen , die iskcons Lehren teilweise oder regelmäßig mit Glauben praktizieren):
>etwa 2 Millionen Menschen weltweit
>
>4. Zusätzlich gibt es noch ein sogenanntes Life-membership-Program, das sich überwiegend an einflussreiche Inder richtet, die sich durch wohlwollendes Sponsoren von Tempeln und Projekten mit einbringen. Diese werden durch bestimmte Beiträge Mitglied in einem exklusiven Sponsoren-Klub der iskcon, auch wenn sie sich vielleicht anderweitig nicht beteiligen. Hier haben wir allein in Indien etwa 100.000 Mitglieder im Sponsoren-Klub, in England etwa 30.000 und weltweoit etwa 250.000 Mitglieder. Dies hat aber nicht viel mit der eigentlichen aktiven Anhängerschaft zu tun.
>
>B) Deutschland
>
>1. In den acht Hauptzentren lebende aktive Anhänger: etwa 70
>2. Aktive Gemeindemitglieder der 8 Hauptzentren und 14 Nebenzentren :
> etwa 1.500
>3. breiterer Freundeskreis von Menschen, die iskons Lehren in der BRD mehr oder weniger regelmäßig praktizieren:
>etwa 10.000
>4. Sponsoren-Klub der Life-member: etwa 40
>Dies sind natürlich grobe Schätzungen und es werden einige je nach individueller Zählweise zu leicht unterschiedlichen Ergebnissen kommen, da wie erwähnt die eigntliche Mitgliedschft nicht von einer registrierung abhängoig ist. Id dem sinne gibt es also keine Konvertierung oder Bekehrung, denn es ist das anliegen iskcons, einen universalen und die Konfessionen transzendierenden
>Vorgang anzubieten, bei dem nur die eigentliche innere Erkenntnis und Gotteserfahrung und Gottesliebe in gereifter Form eine Rolle spielt
>> * Woran erkennt man die Hare Krishna Mitglieder ?
>In der regel kann man sie äußerlich von anderen Menschen nicht unterscheiden.
>Zu gewissen Anlässen oder zu Priesterdiensten tragenm sie allerdings indisch anmutende Gewänder, nämlich weiße oder safranfarbene dhotis die Männer und ´saris in fast allen Farben die Frauen. Safran ist bei den Männern die Farbe der im Zölibat lebenden Mönche.
>> * Gibt es im Krishna Bewusstsein Feiertage?
>Ja, sehr viele, pro Monat etwa zwei bis zehn Feiertage
>Der wichtigste ist Krishna Janmashtami, Krishnas Erscheinenstag, der in Indien auch Nationalfeiertag ist
>> * Wo gibt es überall Hare Krishna Gemeinschaften?
>In fast allen Staaten der Welt
>> * Gibt es Frauen im Hare Krishna Bewusstsein?
>Ja, die Zahl der Männer und Frauen ist in etwa gleich.
> Wenn ja, welche Rolle spielen sie?
>In den meisten Bereichen die gleiche wie die Männer. Sowohl Frauen als auch Männer können Tempel-Priester/innen seinb, Männer kochen ebenso oft und gern wie die Frauen usw.
>Im Familienleben wird (wie in den meisten Religionen) die Rolle der Frau als Mutter und damit verbundene Rollenverteilung ermutigt, ebenso wieTreue in der Ehe von beiden Ehepartnern. Frauen könnenn selbstverständlich ebenso berufstätig sein wie Männer oder studieren usw.
>Dies alles mal stark vereinfacht, sie können aber weitere Details und Infos leicht bekommen, wenn Sie sich dei Mühe machen und einige der auf dieser web site angegeben links zu anderen relevanten web sites studieren, wie z.B. Krishna.com.
>Hoffe, dies hilft ein wenig weiter. Und viel Erfolg beim Vortrag. :-)
> Wir kommen auch gern selbst vorbei, wenn Sie uns einladen und geben Vorträge, z.B. die Seminar-sprecher der Zentren in Berlin, München, Köln, Leipzig und Heidelberg.
>Grüße
>
>>Wir würden uns freuen, wenn Sie unsere Fragen beantworten könnten, da wir diese Informationen für einen Vortrag über das Hare Krishna Bewusstsein brauchen.
>>Vielen Dank im Voraus.
>>Mit freundlichen Grüßen
>>Schultz



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